Richtig atmen, Atemübungen zur Entspannung und gegen Stress

Richtig atmen: 5 Kraftvolle Atemübungen gegen Stress

Richtig atmen ist ein Schlüsselelement zur Regulation deiner Emotionen und deines Stresslevels. Es ist so selbstverständlich, dass wir es im hektischen Alltag oft vernachlässigen. Dabei kann bewusstes Atmen deinen Gemütszustand in Sekundenschnelle verändern.

Hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, wie du atmest? Wahrscheinlich nicht. Doch genau hier liegt ein enormes Potenzial für mehr Wohlbefinden und innere Ruhe.

In diesem Beitrag zeige ich dir wissenschaftlich fundierte Atemübungen gegen Stress, die auf den Forschungen von Dr. Andrew Huberman basieren, Professor für Neurobiologie an der Stanford School of Medicine. Eine aktuelle klinische Studie aus dem Jahr 2023 bestätigt: Gezielte Atemtechniken können deine Stimmung schneller und effektiver verbessern als herkömmliche Meditationspraktiken.

Die Wissenschaft hinter dem Atem

Richtig atmen reguliert das Verhältnis von Sauerstoff und Kohlendioxid in deinem Körper und Gehirn. Beim Einatmen nehmen Millionen winziger Lungenbläschen Sauerstoff auf, der über das Blut zu deinen Zellen gelangt. Das Hämoglobin im Blut transportiert diesen lebenswichtigen Stoff zu jeder Zelle deines Körpers.

Überraschenderweise ist Kohlendioxid nicht nur ein Abfallprodukt. Es spielt eine entscheidende Rolle bei der Sauerstoffversorgung deiner Zellen und beeinflusst den pH-Wert deines Körpers. Bei körperlicher Aktivität sinkt dieser Wert leicht ab und ermöglicht eine bessere Sauerstoffversorgung der Muskulatur.

Die bahnbrechende Stanford-Studie (veröffentlicht in Cell Reports Medicine, Januar 2023) hat gezeigt, dass bestimmte Atemmuster unmittelbare physiologische Veränderungen bewirken können. Die Forschung unter der Leitung von Dr. Huberman und Dr. Spiegel ergab, dass gezielte Atemübungen die Stimmung signifikant verbessern und die Atemfrequenz stärker reduzieren als Achtsamkeitsmeditation – und das bei nur fünf Minuten täglicher Übung!

richtig atmen lunge
Richtig atmen bedeutet Sauerstoff und Stickstoff im Körper auszugleichen

Richtig atmen lernen: Häufige Fehler vermeiden

Bei gesunder Ruheatmung strömen etwa sechs Liter Luft pro Minute in deine Lungen – durch etwa 12 flache bis moderate Atemzüge. Die meisten Menschen atmen jedoch zu häufig – durchschnittlich 15 bis 18 Mal pro Minute.

Dieses Überatmen führt zu einem übermäßigen Ausstoß von Kohlendioxid, wodurch die Sauerstoffversorgung des Gehirns abnimmt. Wenn dein Gehirn nicht genug Sauerstoff erhält, wird es überreizt. Das Ergebnis? Konzentrationsschwierigkeiten und sogar Angstzustände.

Um deine Atemfrequenz zu reduzieren:

  • Lege kleine Pausen zwischen den Atemzügen ein.
  • Atme durch die Nase statt durch den Mund.
  • Nutze den natürlichen Widerstand der Nasenlöcher, um deine Ausatmung zu verlängern,

Viele Menschen, die tagsüber zu viel atmen, haben nachts das umgekehrte Problem: Schlafapnoe. Diese zu flache oder zu seltene Atmung führt zu vorübergehendem Sauerstoffmangel und häufigem nächtlichen Aufwachen. Die Symptome reichen von Schläfrigkeit und Schnarchen bis hin zu morgendlichen Kopfschmerzen und Unaufmerksamkeit.

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5 Wissenschaftlich fundierte Atemübungen

1. Der physiologische Seufzer: Schnellste Stressreduktion

Der physiologische Seufzer ist laut der Stanford-Studie die effektivste Methode zur sofortigen Stressreduktion. Diese Technik versetzt dein autonomes Nervensystem blitzschnell von einem Zustand erhöhter Erregung in einen Zustand tiefer Ruhe.

So geht’s:

  1. Atme zweimal hintereinander durch die Nase ein: einmal kräftig, dann noch einmal (ohne dazwischen auszuatmen!)
  2. Fülle deine Lungen maximal
  3. Atme die Luft langsam durch den Mund aus, bis deine Lungen vollständig leer sind

Schon 1-3 physiologische Seufzer können dich in Sekundenschnelle beruhigen. Die Studie bestätigt: Diese Technik verbessert die Stimmung signifikant stärker als Meditation und reduziert die Atemfrequenz deutlicher.

Richtig atmen: Der physiologische Seufzer eine der effektivsten Atemübungen gegen Stress

2. Die Box-Atmung: Emotionale Balance herstellen

Die Box-Atmung (auch bekannt als “taktische Atmung”) wird vom Militär zur Stressregulation und Leistungssteigerung eingesetzt. Sie hilft dir, deine Kontrolle über das Zwerchfell zu verbessern und Überatmung im Alltag zu reduzieren.

So funktioniert die Box-Atmung:

  1. Stelle dir ein Quadrat vor, jede Seite repräsentiert eine Phase deines Atems
  2. Einatmen (4 Sekunden) → Halten (4 Sekunden) → Ausatmen (4 Sekunden) → Halten (4 Sekunden)
  3. Wiederhole diesen Zyklus für 2-3 Minuten

Diese Übung unterstützt dich dabei, ein tiefes Verständnis für deinen Atemrhythmus zu entwickeln und deine Emotionen besser zu regulieren.

Richtig atmen: Die Boxatmung

3. Zyklische Hyperventilation: Energie und Fokus steigern

Brauchst du einen schnellen Energieschub oder mehr Konzentration? Die zyklische Hyperventilation kann dir helfen, sofort wacher und fokussierter zu werden.

Durchführung:

  1. Atme 25 Mal tief durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus
  2. Nach dem 25. Atemzug atme vollständig aus, sodass deine Lungen leer sind
  3. Halte deinen Atem für 15 bis 30 Sekunden an
  4. Wiederhole diesen Prozess für bis zu 5 Minuten

Wichtig: Nutze diese Technik nicht, wenn du zu Panikattacken neigst oder in der Nähe von Wasser bist. Es besteht die Gefahr, dass du kurzzeitig ohnmächtig wirst.

Richtig atmen: Zyklische Hypervetilation

4. Verlängerte Ausatmung: Tiefe Entspannung fördern

Diese Technik nutzt die natürliche Verbindung zwischen Ausatmung und Entspannung.

So geht’s:

  1. Atme tief durch die Nase ein und fülle deine Lungen vollständig
  2. Atme dann so langsam wie möglich durch den Mund aus
  3. Stelle dir vor, du würdest eine Kerzenflamme nur leicht bewegen wollen, ohne sie auszublasen
  4. Mit Übung kann diese Ausatmung 30, 40 oder sogar 60 Sekunden dauern

Diese Technik aktiviert deinen Parasympathikus (Ruhenerv) und senkt nachweislich Blutdruck und Herzfrequenz.

Parasympathisches und sympathisches Nervensystem
Parasympathisches und sympathisches Nervensystem

5. Nasenatmung: Sauerstoffversorgung optimieren

Die Nasenatmung ist eine grundlegende Technik mit enormen Vorteilen. Forschungen zeigen, dass Nasenatmung elektrische Aktivität im Geruchskortex, der Amygdala und dem Hippocampus synchronisiert – Gehirnregionen, die für Stressmanagement und emotionale Verarbeitung entscheidend sind.

richtig Einatmen

Vorteile der Nasenatmung:

  • Der höhere Widerstand der Nasenlöcher verlängert automatisch die Ausatmung
  • Ermöglicht maximale Füllung der Lungen bei jedem Atemzug
  • Erwärmt und filtert die einströmende Luft, was gesünder für deine Lungen ist
  • Verbessert die Sauerstoffversorgung des Körpers
  • Aktiviert das parasympathische Nervensystem stärker als Mundatmung

Probiere, tagsüber bewusst durch die Nase zu atmen, besonders in Stresssituationen.

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Atmung und Herzratenvariabilität: Dein Nervensystem beeinflussen

Die Wissenschaft der Herzfrequenzvariabilität (HRV) zeigt einen direkten Zusammenhang zwischen Atmung und Herzfrequenz. Du kannst deine Herzfrequenz bewusst senken oder erhöhen – ein mächtiges Werkzeug für verschiedene Situationen.

Richtig atmen die Herzratenvariabilität

Um deine Herzfrequenz zu erhöhen (vor sportlicher Aktivität):

  • Atme länger und tiefer ein als aus

Um deine Herzfrequenz zu senken (vor dem Schlafengehen oder bei Nervosität):

  • Atme länger und kräftiger aus als ein

Diese einfache Erkenntnis ermöglicht es dir, deinen mentalen und körperlichen Zustand jederzeit anzupassen. Allein durch die Kontrolle deines Atems kannst du direkten Einfluss auf dein autonomes Nervensystem nehmen.

Fazit: Bewusstes Atmen als tägliche Praxis

Richtig atmen ist ein mächtiges Werkzeug zur Kontrolle deines Geistes- und Körperzustands. Die wissenschaftliche Evidenz ist eindeutig: Schon fünf Minuten tägliche Atemübungen können deine Stimmung verbessern, emotionalen Stress reduzieren und die Konzentration steigern.

Die Stanford-Studie zeigt, dass besonders der physiologische Seufzer herausragende Ergebnisse liefert – mit einer höheren Wirksamkeit als traditionelle Meditationspraktiken. Diese einfache Technik kann dein Wohlbefinden grundlegend verbessern.

Beginne noch heute mit einer der vorgestellten Atemübungen gegen emotionalen Stress. Experimentiere mit verschiedenen Techniken und beobachte, welche am besten zu dir passt. Schon wenige Minuten tägliche Praxis können einen spürbaren Unterschied machen.

Hast du bereits Erfahrungen mit bewusster Atmung gemacht? Teile deine Erlebnisse gerne in den Kommentaren!

Thomas Waaden
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Bildnachweis: Titelbild cottonbro studio pexels.com

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