Das Johari Fenster

Das Johari Fenster: 4 Felder um sich besser kennenzulernen

Das Johari Fenster nutze ich regelmäßig in meinen Coaching-Sitzungen, um dir zu helfen, dich selbst besser zu verstehen und grundsätzlich die Frage zu beantworten: “Wer bin ich wirklich?” In diesem Beitrag führe ich dich durch dieses wirkungsvolle Modell und zeige dir, wie es deine Selbsterkenntnis revolutionieren kann.

Das Johari Fenster einfach erklärt

Das Johari Fenster Modell ist ein psychologisches Werkzeug in Form einer Vier-Felder-Matrix. Joseph Luft und Harrington Ingham entwickelten dieses Modell und kombinierten ihre Vornamen zum Begriff “Johari”. Jedes Feld repräsentiert einen Teil deines Selbstbildes – abhängig davon, ob dieser Teil dir selbst oder anderen bekannt ist.

Die vier Quadranten des Johari Fenster

Das Johari Fenster in eigener Darstellung
Das Johari Fenster Modell

1. Öffentliches Selbst

Der obere linke Quadrant umfasst Eigenschaften und Verhaltensweisen, die sowohl du als auch andere kennen. Dies sind Aspekte deiner Persönlichkeit, die du offen zeigst – deine bewussten Stärken, Werte und Überzeugungen. Diese Informationen liegen bereits offen und benötigen keine spezielle Erkundung.

2. Johari Fenster Blinder Fleck

Im oberen rechten Quadranten findest du deinen “blinden Fleck” – Eigenschaften, die andere an dir wahrnehmen, die dir selbst jedoch verborgen bleiben. Diese unbewussten Verhaltensmuster beeinflussen deine Interaktionen, ohne dass du es bemerkst. Durch gezieltes Feedback kannst du diese blinden Flecken aufdecken und zwischenmenschliche Spannungen reduzieren.

3. Geheimnis/Privates Selbst

Der untere linke Quadrant zeigt dein “privates Selbst” – Aspekte, die du bewusst vor anderen verbirgst. Hier liegen deine Geheimnisse, vertraulichen Gedanken und verborgenen Talente. Je mehr du von diesem Bereich mit anderen teilst, desto authentischer wirkst du und baust tiefere Beziehungen auf.

4. Das Unbekannte

Im unteren rechten Quadranten liegt “das Unbekannte” – Potenziale und Eigenschaften, die weder dir noch anderen bewusst sind. Diese verborgenen Schätze deiner Persönlichkeit entdeckst du durch tiefgreifende Selbstreflexion, Coaching-Prozesse und meditative Praktiken. Hier liegt enormes Wachstumspotenzial für deine persönliche Entwicklung.

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Vorteile des Johari Fensters für deine Entwicklung

Das Johari Fenster bietet dir zahlreiche Vorteile:

  • Tiefere Selbsterkenntnis: Du entwickelst ein vollständigeres Bild von dir selbst
  • Bessere Beziehungen: Durch das Erkennen blinder Flecken verbesserst du deine Kommunikation
  • Persönliches Wachstum: Die Erkundung unbekannter Bereiche eröffnet neue Entwicklungsmöglichkeiten

In meinen Coaching-Sitzungen erlebe ich immer wieder, wie das Johari Fenster nicht nur die Selbstwahrnehmung stärkt, sondern auch die Interaktion mit anderen fundamental verbessert.

Das Johari Fenster Modell ist daher ein unverzichtbares Werkzeug im Bereich des Coachings, das nicht nur die Selbstwahrnehmung verbessert, sondern auch das Zusammenleben und die Kommunikation mit anderen erleichtert.

Praxisbeispiel 1 aus meinem Coaching-Alltag

Anna, eine Entwicklungsleiterin in einem Technologieunternehmen, wandte sich an mich, weil sie trotz ihrer Fachkompetenz Schwierigkeiten hatte, als Führungskraft Anerkennung zu finden. Gemeinsam nutzten wir das Johari Fenster als zentrale Coaching-Methode.

Der Prozess mit dem Johari Fenster

Im ersten Schritt identifizierten wir Annas öffentliches Selbst: ihre Entscheidungsfreude, ihr strategisches Denken und ihre klare Kommunikation.

Durch anonymes Feedback einiger wohlgesonnener Teammitglieder entdeckten wir ihren blinden Fleck: Sie empfanden sie teilweise als übermäßig kritisch und selten anerkennend – eine Wahrnehmung, die Anna völlig überraschte.

Bei der Erkundung ihres privaten Selbst offenbarte mir Anna ihre tiefe Sorge um die Entwicklung ihrer Teammitglieder, die sie jedoch verbarg, um in ihrer männerdominierten Branche Stärke zu demonstrieren.

Durch Emotionscoaching und Selbstreflexion stießen wir auf Bereiche in ihrem Unbekannten: Anna erkannte, dass ihre unbewusste Versagensangst sie zu kontrollierendem Verhalten trieb.

Das Ergebnis

Mit diesen Erkenntnissen begann Anna, bewusst ihren Führungsstil zu verändern. Sie sprach mehr Anerkennung aus und zeigte ihre wahren Gefühle transparenter. Dies verbesserte nicht nur die Teamdynamik, sondern ließ sie auch als zugänglichere und empathischere Führungskraft erscheinen. Ihr Mut, sich ihren blinden Flecken und verborgenen Seiten zu stellen, stärkte ihre Führungsrolle und förderte ihr persönliches Wachstum.

Praxisbeispiel 2 aus meinem Coaching-Alltag

Johannes, ein erfolgreicher Unternehmensinhaber Mitte 40, kam mit einem ungewöhnlichen Problem zu mir: Trotz seiner Position und Erfahrung wurde er von Kunden oft als “jungenhaft” und weniger erfahren wahrgenommen. Diese Diskrepanz zwischen seinem tatsächlichen Status und der Außenwahrnehmung frustrierte ihn zunehmend und untergrub sein Selbstvertrauen. Er konnte sich nicht erklären, warum andere ihn nicht als den erfahrenen Experten sahen, der er tatsächlich war.

Der Johari Fenster Prozess mit Johannes

In unseren Coaching-Sitzungen nutzte ich das Johari Fenster als zentrale Methode, um Johannes zu helfen, diese Wahrnehmungslücke zu verstehen und zu überwinden.

Das öffentliche Selbst: Zunächst identifizierten wir, wie Johannes sich selbst sah und präsentierte: fachlich kompetent, analytisch stark und lösungsorientiert. Er brachte seine Expertise in Gesprächen aktiv ein und stellte sein Fachwissen unter Beweis.

Johari Fenster Blinder Fleck: Die aufschlussreichsten Erkenntnisse lieferte die Erkundung seines blinden Flecks. Durch gezielte Feedback-Gespräche mit ausgewählten Kunden und Geschäftspartnern, die ich für ihn moderierte, erhielten wir überraschende Einsichten: Johannes sprach oft zu schnell und in einem höheren Tonfall, wenn er nervös war. Er verwendete häufig Füllwörter wie “vielleicht” und “eventuell”, die seine Aussagen abschwächten. Zudem fiel auf, dass er bei Rückfragen oder Einwänden dazu neigte, sich körperlich kleiner zu machen und defensiv zu werden – subtile nonverbale Signale, die Unsicherheit ausstrahlten.

Das private Selbst: Bei der Erforschung seines privaten Selbst gestand Johannes mir, dass er trotz seiner erfolgreichen Unternehmensführung immer noch mit Selbstzweifeln kämpfte. Er trug ein tief verwurzeltes “Hochstapler-Syndrom” in sich und befürchtete ständig, dass andere seine vermeintlichen Schwächen entdecken könnten. Diese innere Unsicherheit versuchte er durch besonders freundliches und zuvorkommendes Auftreten zu kompensieren – was wiederum als mangelnde Durchsetzungsstärke interpretiert wurde.

Das Unbekannte: In unserer tieferen Arbeit entdeckten wir einen unbewussten Glaubenssatz, der Johannes’ Verhalten prägte: Wenn ich autoritär auftrete, verliere ich Kunden. Dieser Glaubenssatz stammte aus frühen beruflichen Erfahrungen, als er einen Mentor mit dominantem Führungsstil erlebt hatte, der letztendlich gescheitert war. Diese unbewusste Angst hatte Johannes davon abgehalten, eine präsentere und selbstbewusstere Haltung zu entwickeln.

Die Transformation

Mit diesen Erkenntnissen aus dem Johari Fenster erarbeiteten wir konkrete Veränderungsstrategien für Johannes:

  1. Kommunikationstraining: Johannes übte, langsamer und mit tieferer Stimme zu sprechen und Füllwörter durch Pausen zu ersetzen. Wir arbeiteten an einer präziseren Sprache mit starken, bestimmten Aussagen.
  2. Körpersprache-Bewusstsein: Durch Videoanalysen und praktische Übungen entwickelte Johannes eine aufrechte, raumgreifendere Körperhaltung und lernte, auch in herausfordernden Gesprächssituationen präsent zu bleiben.
  3. Umgang mit inneren Glaubenssätzen: Wir hinterfragten und transformierten seinen limitierenden Glaubenssatz zu: Meine Erfahrung und mein Selbstbewusstsein schaffen Vertrauen bei meinen Kunden.
  4. Äußere Anpassungen: Johannes entschied sich für subtile Veränderungen in seinem Erscheinungsbild, darunter ein professionelleres Styling und Kleidung, die seine Position als Unternehmensinhaber angemessen repräsentierte.

Das Ergebnis

Nach drei Monaten intensiver Arbeit mit dem Johari Fenster Modell berichtete Johannes von spürbaren Veränderungen in seinen Kundenbeziehungen. Neue Kunden behandelten ihn von Anfang an mit mehr Respekt, und selbst langjährige Geschäftspartner bemerkten die Veränderung positiv. Eine Kundin kommentierte sinngemäß: Sie strahlen jetzt eine Autorität aus, die Ihrem Fachwissen entspricht.

Johannes selbst fühlte sich nicht nur in seiner beruflichen Rolle gestärkt – die Arbeit mit dem Johari Fenster hatte auch sein grundlegendes Selbstverständnis verändert. Er erkannte, dass seine “jungenhafte” Ausstrahlung nicht an seinem Aussehen oder tatsächlichem Alter lag, sondern an subtilen Verhaltensmustern, die er nun bewusst steuern konnte.

Dieses Beispiel zeigt eindrucksvoll, wie das Johari Fenster verborgene Wahrnehmungslücken aufdecken kann, die uns selbst oft ein Rätsel sind. Die systematische Erkundung der vier Quadranten ermöglicht dir, wie Johannes, blinde Flecken zu erkennen und gezielt an einer authentischen, selbstbewussten Ausstrahlung zu arbeiten.

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Fazit: Dein Weg zu mehr Selbsterkenntnis

Das Johari Fenster bietet dir eine kraftvolle Vorlage für deine Selbsterforschung. Es hilft dir, blinde Flecken zu erhellen, dein wahres Selbst zu zeigen und verborgene Potenziale zu entdecken. In meinem Coaching begleite ich dich gerne auf dieser spannenden Reise.

Thomas Waaden
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FAQ: Fragen und Antworten rund um das Johari Fenster

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