Neurogenes Zittern wird von einer Frau praktiziert.

Neurogenes Zittern: Der Körper als Weisheitslehrer

Das sind die 5 Schlüsselfragen, die in diesem Beitrag beantwortet werden:

Was ist neurogenes Zittern und wie funktioniert es?

Neurogenes Zittern sind unwillkürliche Muskelkontraktionen, mit denen dein Körper Stressenergie entlädt und durch Aktivierung des Vagusnervs in tiefe Entspannung findet.

Welche sind die 7 wichtigsten neurogenes Zittern Übungen?

Die 7 Übungen des neurogenen Zittern nach David Berceli aktivieren gezielt den Psoas-Muskel, lösen Spannung und bringen den Körper in den natürlichen Zittermodus.

Wie lange sollte man neurogenes Zittern praktizieren?

Bei neurogenes Zittern hängt die Dauer individuell ab. Empfohlen sind anfangs 15–20 Minuten, regelmäßig geübt ist wichtiger als lange Sitzungen.

Welche Erfahrungen gibt es mit neurogenem Zittern?

Viele Menschen berichten nach neurogenes Zittern Erfahrungen von tiefer Entspannung, verbessertem Schlaf und emotionaler Stabilität durch bessere Selbstregulation.

Kann neurogenes Zittern Trauma auflösen?

Ja, neurogenes Zittern kann bei Entwicklungstrauma helfen, gespeicherte Spannungen zu lösen und alte Körpermuster zu transformieren, am besten mit professioneller Begleitung.

Hast du schon einmal beobachtet, wie ein Reh nach einer Flucht vor einem Raubtier am ganzen Körper zittert, bevor es wieder ruhig zu grasen beginnt? Oder wie dein Hund nach einem Schreck seine Muskeln schüttelt, als würde er etwas von sich abwerfen? Was in der Tierwelt völlig natürlich erscheint, haben wir Menschen größtenteils verlernt – neurogenes Zittern. Dabei könnte genau diese ursprüngliche Körperreaktion der Schlüssel zu einer tiefgreifenden Transformation von Stress und innerer Entwicklung sein.

Was ist neurogenes Zittern?

Neurogenes Zittern beschreibt unwillkürliche, rhythmische Muskelkontraktionen, die vom Nervensystem ausgelöst werden. Der Begriff setzt sich aus den griechischen Wörtern “neuron” (Nerv) und “genesis” (Entstehung) zusammen und verdeutlicht bereits die neurologische Grundlage dieses Phänomens. Im Gegensatz zu pathologischem Zittern bei neurologischen Erkrankungen handelt es sich hierbei um eine natürliche, adaptive Reaktion des autonomen Nervensystems.

Diese Form des Zitterns entsteht in den tiefsten Schichten unseres Nervensystems. Es entspringt im Stammhirn und in den primitiven Reflexzentren, die bereits entstanden sind, bevor unser Großhirn seine komplexen Denkprozesse entwickelte. Es ist ein evolutionäres Erbe, das alle Säugetiere teilen und das darauf ausgelegt ist, überschüssige Aktivierungsenergie nach Stress- oder Gefahrensituationen zu entladen.

Die neurobiologische Grundlage: Wie dein Nervensystem funktioniert

Um die Wirkung des neurogenen Zitterns zu verstehen, müssen wir einen Blick auf die Funktionsweise unseres autonomen Nervensystems werfen. Die Polyvagal-Theorie von Stephen Porges erweitert unser traditionelles Verständnis vom zweiteiligen autonomen Nervensystem (Sympathikus und Parasympathikus) um ein dreistufiges Modell: den ventralen Vaguskomplex (sozialer Verbindung), den Sympathikus (Kampf-oder-Flucht) und den dorsalen Vaguskomplex (Erstarrung/Kollaps).

In Gefahrensituationen aktiviert der Sympathikus eine Kaskade von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol, mobilisiert Energie und bereitet den Körper auf Höchstleistung vor. Wenn weder Kampf noch Flucht möglich sind, kann das System in den dorsalen Vagus-Zustand wechseln – eine Art Notabschaltung, die sich als Erstarrung oder emotionale Taubheit zeigt.

Während Tiere nach einer bedrohlichen Situation instinktiv zittern und dadurch die aufgebaute Energie wieder entladen, unterdrücken wir Menschen diesen natürlichen Reflex häufig. Wir haben gelernt, “stark” zu sein, uns zusammenzureißen und unsere Emotionen und Gefühle zu kontrollieren. Diese gesellschaftliche Konditionierung führt jedoch dazu, dass Aktivierungsenergie in unserem Nervensystem “stecken bleibt” und sich als chronische Anspannung, Ängste oder traumatische Symptome manifestiert.

Das folgende Video zeigt ein beeindruckendes Beispiel aus dem Tierreich. Ein Impala wird von einem Leoparden angegriffen. Es stellt sich tot (Totstellreflex). Zufällig kommen Paviane vorbei und vertreiben den Leoparden. Danach beginnt das Impala zu zittern. Der natürliche neurogene Zitterprozess, mit dem der Körper das erlebte Trauma abschüttelt und sich wieder aktiviert. Ein faszinierendes Beispiel dafür, wie Selbstregulation in der Natur durch neurogenes Zittern funktioniert.

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Weitere Informationen

David Berceli und die Entwicklung von TRE®

Der australische Therapeut David Berceli revolutionierte unser Verständnis des neurogenen Zitterns durch seine systematische Erforschung und Entwicklung der TRE®-Methode (Tension & Trauma Releasing Exercises). Als Sozialarbeiter in Krisengebieten beobachtete Berceli, dass Menschen, die ihre natürlichen Zitterreflexe zuließen, schneller von traumatischen Erlebnissen zu innerer Stärke zurückfanden als jene, die diese unterdrückten.

Berceli erkannte, dass bestimmte Körperübungen das neurogene Zittern gezielt auslösen können. Seine Arbeit basiert auf der Erkenntnis, dass der Musculus psoas – unser tiefster Rumpfmuskel, der oft als “Seelenmuskel” bezeichnet wird, eine zentrale Rolle bei der Stressregulation spielt. Dieser Muskel verbindet die Lendenwirbelsäule mit dem Oberschenkel und reagiert besonders sensibel auf emotionale Belastungen.

Neurogenes Zittern 7 Übungen: Ein praktischer Einstieg

Die von David Berceli entwickelte Entspannungsübung zielt darauf ab, durch gezielte Muskelermüdung das autonome Nervensystem zu aktivieren und den Körper in den natürlichen Zittermodus zu bringen – Neurogenes Zittern. 7 Übungen zeigen, wie dieser Prozess Schritt für Schritt funktioniert.
Übe mit Geduld und Achtsamkeit – im eigenen Tempo und im Vertrauen auf deinen Körper. Zittern ist etwas Natürliches, das in jedem Menschen möglich ist. Erlaube dir, neugierig zu bleiben und aufmerksam wahrzunehmen, auch wenn sich das Zittern nicht gleich zeigt.
Gerade am Anfang kann es hilfreich sein, dir klarzumachen, dass du den Prozess jederzeit anhalten oder verändern darfst. So bleibst du in Verbindung mit dir und deinem eigenen Rhythmus.

Neurogenes Zittern – Übung 1 von 7: Sanftes Fußkanten-Kippen

Neurogenes Zittern 7 Übungen 1:7

Kippe beide Füße gleichzeitig in dieselbe Richtung, sodass du mit einem Fuß auf der Außenkante und mit dem anderen auf der Innenkante stehst. Verteile dein Gewicht gleichmäßig auf beide Füße und halte diese Position für ein paar Atemzüge. Dann kippe die Füße in die andere Richtung und bleibe auch hier für einige Atemzüge. Wiederhole das Kippen mehrmals in beide Richtungen.

Neurogenes Zittern – Übung 2 von 7: Wadenkraft und Lockerung

Neurogenes Zittern 7 Übungen 2:7

Stell dich seitlich zur Wand und berühre sie leicht mit den Fingern. Hebe einen Unterschenkel an, das Standbein bleibt locker und nicht durchgestreckt. Heb nun die Ferse des Standbeins so weit wie möglich an und senke sie wieder ab. Wiederhole die Bewegung, bis du auf einer Belastungsskala von 1 bis 10 etwa deine persönliche 7 erreichst. Ein leichtes Brennen oder Ziehen in der Wade ist normal. Danach stelle dich auf beide Beine und schüttle das arbeitende Bein kräftig aus. Wechsle dann die Seite und wiederhole die Übung. Zum Abschluss schüttle beide Beine gut aus.

Neurogenes Zittern – Übung 3 von 7: Sanfte Dehnung und Balance

Neurogenes Zittern 7 Übungen 3:7

Mache einen Schritt nach vorn und belaste den vorderen Fuß auf der Ferse. Bleib während der gesamten Übung fersenlastig. Beuge dich leicht nach vorn und berühre den Boden links und rechts neben dem vorderen Fuß nur sanft mit den Fingerspitzen, ohne dich abzustützen.
Hebe nun das hintere Bein an. Bewege das Knie des Standbeins in eine leichte Streckung und lasse sie wieder los – die Ferse bleibt dabei am Boden. Die Bewegung ist klein und kontrolliert. Wiederhole sie so oft, bis du auf der Belastungsskala deine persönliche 7 erreichst.
Wenn du spürst, dass die Übung für dein Knie zu intensiv ist, stütze dich leicht auf einem Stuhl ab oder mache sie in aufrechter Haltung. Lass während der gesamten Übung den Kopf locker hängen und bleib in einem ruhigen Atemrhythmus.

Neurogenes Zittern – Übung 4-7: Dehnung der Beininnenseiten und Lockerung

Neurogenes Zittern 7 Übungen 4:7

Stell deine Beine so weit auseinander, dass du eine angenehme Dehnung an den Innenseiten deiner Oberschenkel spürst. Knie bleiben weich. Beuge dich langsam nach vorn, bis du den Boden berühren kannst oder so weit, wie es für dich möglich ist.
Wandere mit beiden Händen langsam zu einem Fuß, während Beine und Becken in der Mitte bleiben. So dehnt sich eine Rippenseite.
Halte diese Position für drei tiefe, ruhige Atemzüge. Dann wandere mit den Händen zur anderen Seite und halte dort wieder drei Atemzüge. Kehre anschließend zur Mitte zurück und führe die Hände zwischen deinen Beinen hindurch nach hinten oder, wenn dir das angenehmer ist, mache die Bewegung einfach in der Luft. Auch hier bleibst du für drei tiefe Atemzüge.
Vielleicht spürst du ein leichtes Zittern oder Vibrieren in den Beinen. Das darf geschehen.
Zum Abschluss bringe deine Füße mit kleinen Schritten wieder in Hüftbreite und richte dich langsam und achtsam auf.

Neurogenes Zittern – Übung 5 von 7: Dehnung der Körpervorderseite und Aktivierung des Psoas

Neurogenes Zittern 7 Übungen 5:7

Geh tief in die Knie und verlagere dein Gewicht leicht auf die Fußballen, ohne die Fersen abzuheben. Lege deine Handballen oder Fäuste direkt oberhalb der Gesäßmuskeln an und schiebe dein Becken deutlich nach vorn, bis dein Körper einen sanften Bogen bildet. Du solltest nun eine Dehnung in den Oberschenkeln und entlang der gesamten Körpervorderseite spüren – insbesondere im Bereich des Psoas. Bleibe in dieser Position und atme dreimal ruhig und tief. Drehe dich dann sanft in der Taille nach hinten und blicke über die Schulter, während Schultern und Oberkörper mitdrehen. Beine und Becken bleiben stabil.
Atme wieder dreimal tief in dieser Haltung. Drehe dich anschließend in die entgegengesetzte Richtung, halte erneut für drei Atemzüge und kehre dann langsam zur Mitte und in den aufrechten Stand zurück.

Neurogenes Zittern – Übung 6 von 7: Wandsitz und Einladung zum Zittern

Neurogenes Zittern 7 Übungen 6:7

Lehne dich mit dem Rücken an eine Wand, als würdest du auf einem unsichtbaren Stuhl sitzen. Die Füße stehen so weit vorne, dass du deine gesamten Vorderfüße sehen kannst – so entlastest du die Knie und das Gewicht verteilt sich gleichmäßig auf die Füße. Achte auf einen rutschfesten Stand, damit du dich nicht unnötig anspannst. Bleibe in dieser Position, bis du auf deiner Belastungsskala deine persönliche 7 erreichst.
Dann bewege dich langsam in kleinen Schritten die Wand hinauf. Lade das Zittern ein, indem du leicht so tust, als wolltest du die Knie strecken, ohne sie wirklich durchzudrücken. Warte ab, ob sich ein Zittern einstellt. Die Belastung sollte jetzt nicht mehr als 4 betragen und darf nach und nach abnehmen. Nach etwa zehn Minuten löse dich von der Wand, beuge den Oberkörper locker nach vorn und lass die Knie leicht gebeugt. Vielleicht verstärkt sich jetzt das Zittern. Lass es einfach geschehen, solange es sich gut anfühlt.

Neurogenes Zittern – Übung 7 von 7: Schütteln in Rückenlage und Integration

Neurogenes Zittern 7 Übungen 7:7

Lege dich auf den Rücken und bringe die Fußsohlen aneinander, sodass die Knie sanft zur Seite sinken – wie geöffnete Schmetterlingsflügel. Achte darauf, dass deine Füße rutschfest liegen. Alternativ kannst du auch beide Füße hüftbreit aufstellen.
Hebe nun aus deiner gewählten Position das Becken deutlich an (Schulterbrücke) und halte die Spannung, bis du auf deiner Belastungsskala etwa deine persönliche7 erreichst – maximal eine Minute. Lege danach das Becken wieder ab und bleibe für ein paar Atemzüge ruhig liegen, mit geöffneten oder aufrecht stehenden Knien. Vielleicht spürst du schon jetzt ein leichtes Zittern oder Schütteln in den Beinen – lass es zu. Bewege nun deine Knie jeweils 2–5 cm aufeinander zu und bleibe etwa 2 Minuten in dieser Position. Das Zittern kann dabei intensiver werden.
Wenn es sich angenehm oder befreiend anfühlt, erlaube dem Zittern, weiterzugehen. Schließe die Knie schrittweise jeweils um 2–5 cm weiter, bleib achtsam und lasse die unwillkürlichen Bewegungen einfach geschehen. Sobald es unangenehm wird, strecke die Beine aus und mache eine kurze Pause. Zittere insgesamt nicht länger als 15 Minuten, um deinen Körper nicht zu erschöpfen. Wenn du mit aufgestellten Füßen begonnen hast, löse die Übung anschließend in umgekehrter Reihenfolge auf.
Zum Abschluss stelle die Füße flach auf den Boden, halte die Knie leicht auseinander und beobachte, wie sich das Zittern weiter im Becken oder unteren Rücken ausbreitet. Zum Beenden der Übung lass die Füße ausgleiten, bis du flach auf dem Boden liegst.
Finde für ein bis zwei Minuten eine angenehme Ruheposition und spüre nach. Dann setze dich langsam auf und nimm wahr, was du in deinem Körper gefühlt hast und wie du dich jetzt empfindest – so integrierst du deine Erfahrung.

Neurogenes Zittern Wirkung: Was passiert dabei?

Die Wirkung durch neurogenes Zittern ist vielschichtig und individuell unterschiedlich. Auf physiologischer Ebene aktiviert das Zittern den Vagusnerv – den längsten Hirnnerv, der eine Schlüsselrolle bei der Regulation des Parasympathikus spielt. Dies führt zu einer Reduktion von Stresshormonen und einer Aktivierung der körpereigenen Entspannungsreaktion.

Viele Menschen berichten nach regelmäßiger Praxis von verbessertem Schlaf, reduzierter Angst, weniger Muskelverspannungen und einem allgemein erhöhten Wohlbefinden. Besonders interessant ist die Beobachtung, dass sich oft auch emotionale Blockaden lösen können. Nicht selten entstehen während des Zitterns spontane Erinnerungen, Bilder oder Gefühle – ein Zeichen dafür, dass der Körper gespeicherte Erfahrungen verarbeitet.

Warum spielt der Psoas Muskel eine so zentrale Rolle beim neurogenen Zittern?

Der Psoas-Muskel

Der Psoas Muskel ist der Schlüssel, weil er die Verbindung zwischen Körper, Emotion und Nervensystem bildet und dadurch unmittelbar an der Regulation von Stress und Trauma beteiligt ist.

Als tiefster Rumpfmuskel verläuft der Psoas beidseitig entlang der Lendenwirbelsäule und verbindet sie mit dem Becken und den Beinen – er ist damit direkt an der Kampf-oder-Flucht-Reaktion beteiligt. In bedrohlichen Situationen spannt er sich an, um den Körper in eine schützende Haltung zu bringen. Wird diese Spannung jedoch nicht wieder gelöst, bleibt der Körper in einem Zustand latenter Alarmbereitschaft. Hier setzt das neurogene Zittern an: Es ermöglicht dem Psoas Muskel, diese tief gespeicherte Schutzspannung zu entladen und in einen Zustand natürlicher Entspannung zurückzufinden.

Vor dem Zittern können die oben aufgeführten Psoas-Dehnübungen durchgeführt werden. Durch das Zittern wird der Vagusnerv stimuliert, was den Parasympathikus aktiviert und das Nervensystem beruhigt. Viele Menschen spüren nach der Entspannung des Psoas eine spürbare Erleichterung im unteren Rücken, eine freiere Atmung und eine tiefere innere Ruhe. Der Psoas Muskel fungiert so als Tor zur Selbstregulation – wenn er loslässt, kann der gesamte Organismus in Balance kommen.

Kann neurogenes Zittern Trauma auflösen?

Besonders bei Entwicklungstrauma – jenen subtilen, aber prägenden Verletzungen aus der frühen Kindheit – kann das neurogene Zittern wertvolle Entwicklungsimpulse setzen. Entwicklungstrauma entsteht oft nicht durch einzelne dramatische Ereignisse, sondern durch chronische Dysregulation in frühen Bindungsbeziehungen. Diese frühen Prägungen manifestieren sich als unbewusste Körpermuster, die sich durch bewusste Reflektion allein schwer verändern lassen.

Das neurogene Zittern bietet einen direkten Zugang zu diesen eingefrorenen Energien und unbewussten Mustern. Es ermöglicht dem Körper, das zu vollenden, was in der ursprünglichen Situation unterbrochen wurde. Wichtig ist jedoch zu verstehen, dass TRE® bei schwerwiegenden Traumata professionelle Begleitung erforderlich machen kann.

Führungskräfte und Selbstführung: Neurogenes Zittern im Management

In der heutigen Geschäftswelt stehen Führungskräfte unter enormem Druck. Ständige Entscheidungen, hohe Verantwortung und die Erwartung, immer “on” zu sein, führen zu chronischer Übererregung des Nervensystems. Hier kann das neurogene Zittern zu einem wertvollen Werkzeug der Selbstführung werden.

Gute Führungsstärke zeigt sich nicht darin, permanent unter Hochspannung zu stehen, sondern in der Fähigkeit zur flexiblen Regulation des eigenen Aktivierungsniveaus. Eine Führungskraft, die ihre eigenen Stresszyklen bewusst schließt, kann authentischer, empathischer und letztendlich effektiver führen. Das neurogene Zittern ermöglicht es, nach intensiven Meetings oder schwierigen Entscheidungen bewusst herunterzuregulieren.

Stell dir vor, du könntest nach einem konfliktreichen Gespräch mit deinem Team nicht nur mental, sondern auch körperlich einen Schlussstrich ziehen. Das Zittern hilft dabei, die aufgestaute Anspannung abzubauen, bevor sie sich als chronischer Stress manifestiert oder unbewusst auf deine Mitarbeiter überträgt. Dies ist besonders wichtig, da Führungskräfte oft als emotionale Ansteckungsquelle für ihr gesamtes Team fungieren.

Selbstführung durch neurogenes Zittern bedeutet auch, ein neues Verständnis von Sensibilität und Stärke zu entwickeln. Du lernst, dass innere Führung auch die Fähigkeit zur Selbstregulation einschließt und dass diese Regulation manchmal bedeutet, dem Körper zu erlauben, was er braucht, auch wenn es unkonventionell erscheint.

Wie lange neurogenes Zittern?

Eine häufig gestellte Frage lautet bei neurogenes Zittern. Wie lange sollte praktiziert werden? Die Antwort ist individuell und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Berceli empfiehlt Anfängern, mit 15-20 Minuten zu beginnen und die Dauer nur langsam zu steigern. So handhabe ich es persönlich auch. Während manche Menschen bereits nach wenigen Minuten zittern, benötigen andere eine längere Vorbereitungszeit.

Entscheidend ist nicht die Dauer, sondern die Qualität der Erfahrung. Dein Körper ist der beste Ratgeber. Wenn das Zittern nachlässt oder du dich unwohl fühlst, ist es Zeit für eine Pause. Regelmäßigkeit ist wichtiger als Intensität. Lieber täglich 15 Minuten als einmal wöchentlich eine Stunde.

Die Integration: Neurogenes Zittern im Alltag

Die wahre Kraft des neurogenen Zitterns entfaltet sich in der Integration. Es geht nicht nur darum, eine weitere Entspannungstechnik zu erlernen, sondern ein altes Körperbewusstsein zurückzugewinnen und deine Erfahrung bei jeder Session mitzuteilen oder für dich selbst aufzuschreiben. Dadurch lernst du, die Signale deines Nervensystems wahrzunehmen, angemessen darauf zu reagieren und das Erfahrene zu integrieren. Über den Button unten findest du ein beispielhaftes Prozessprotokoll für die Selbsterfahrung und Integration, das du für eine TRE®-Zitterpartie nutzen kannst.

Dies kann bedeuten, dass du nach einem stressigen Arbeitstag bewusst Zeit für das Zittern einplanst, anstatt den Stress zu ignorieren. Oder dass du lernst, auch kleinere Zitterbewegungen im Alltag zuzulassen, wenn dein Körper sie braucht. Diese Integration verwandelt TRE® von einer Technik zu einer Lebensweise.

Grenzen und Vorsichtsmaßnahmen

Wie bei jeder körperorientierten Methode gibt es auch beim neurogenen Zittern Sicherheitsaspekte zu beachten. Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen, unkontrollierten epileptischen Anfällen oder bestimmten körperlichen Einschränkungen sollten neuogenes zittern bzw. TRE® nur unter professioneller Anleitung praktizieren.

Besonders bei einer Traumageschichte kann das Zittern intensive Reaktionen auslösen. Hier ist Selbstregulation entscheidend – du musst lernen, das Zittern zu dosieren und bei Bedarf zu stoppen. Das Motto lautet: “Weniger ist mehr” und “Sicherheit geht vor”.

Wissenschaftliche Einordnung und Forschung

Die Forschung zum neurogenen Zittern steckt noch in den Anfängen, aber erste Studien zeigen vielversprechende Ergebnisse. Untersuchungen haben gezeigt, dass TRE® zu einer signifikanten Reduktion von PTSD-Symptomen, Angst und Depression führen kann. Neurologische Messungen bestätigen die Aktivierung des Parasympathikus während der Praxis.

Dennoch bleibt die neurogenes zittern Erklärung aus wissenschaftlicher Sicht komplex. Das Zusammenspiel zwischen bewusster Bewegung, unbewussten Reflexen und emotionaler Verarbeitung ist noch nicht vollständig verstanden. Dies sollte jedoch nicht davon abhalten, die praktischen Erfahrungen ernst zu nehmen.

Ein persönlicher Weg der Lösung

Neurogenes Zittern ist mehr als eine Entspannungstechnik. Es ist eine Einladung, deinem Körper wieder zu vertrauen und sein angeborenes Wissen zu würdigen. Ein Gesundheitswesen, das uns zu häufig zur Kontrolle und Unterdrückung natürlicher Impulse anhält, bietet TRE® einen Raum des Zulasses von natürlichen Reaktionen.

Die Reise mit dem neurogenen Zittern ist zutiefst individuell. Manche Menschen erleben sofortige Erleichterung, andere brauchen Wochen oder Monate, bis sie Veränderungen bemerken. Wichtig ist, dass du dir selbst die Zeit gibst, die du brauchst, und dich nicht unter Druck setzt.

Ausblick: Die Zukunft der Körperarbeit

Die Existenz des neurogenen Zitterns spiegelt einen größeren gesellschaftlichen Wandel wider, weg von rein kognitiven Therapieansätzen hin zu ganzheitlichen, körperorientierten Methoden. Wir beginnen zu verstehen, dass der Körper nicht nur der Austragungsort unserer Probleme ist, sondern auch deren Lösung in sich trägt. Die Integration von uraltem Körperwissen mit modernen neurowissenschaftlichen Erkenntnissen eröffnet neue Perspektiven für persönliches Wachstum.

Aus meiner eigenen Coaching-Erfahrung mit verschiedenen Formen der Körperarbeit – von TRE® über Bioenergetik* bis hin zu Kum Nye* – weiß ich, wie transformativ solche körperbetonten Ansätze sein können. Jede Methode hat ihre eigenen Qualitäten und Zugänge zum Körperwissen, doch alle verbindet die Erkenntnis, dass unser Körper ein intelligentes System ist, das zur Selbstheilung fähig ist.

Diese Selbsterfahrung fließt in meine Coaching-Arbeit mit Menschen ein, die einen neuen Zugang zu ihrer eigenen Körperweisheit suchen. Im Coaching begleite ich Menschen dabei, ihre individuellen Wege zur Selbstregulation zu entdecken und zu kultivieren. Ich befinde mich aktuell in der TRE®-Ausbildung und freue mich darauf, es bald als neues Tool in meinem Coaching-Werkzeugkoffer anbieten zu können.

Was interessiert dich am neurogenen Zittern? Welche Erfahrungen hast du bereits gemacht? Schreibe deine Antworten gerne weiter unten in die Kommentare.

Thomas Waaden rund
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